Treffen vor der Recyclinganlage der Firma Klarwein in Oberpfaffenhofen (v.l.): Christian Klarwein, Karl Heinz Klarwein, Karin Klarwein, Andreas Klarwein, Vize-Landrat Matthias Vilsmayer, Bürgermeister Michael Sturm und Gemeinderat Rasso von Rebay. Foto: andrea jaksch

Oberpfaffenhofen – Auf dem Areal der Gebrüder Klarwein GmbH nahe Oberpfaffenhofen kann man eigentlich den ganzen Tag verbringen und zuschauen. Schwer beladene Lkw befahren das Gelände, werden gewogen, befüllt, gewogen. Zwischen mächtigen Erdhaufen recyceln Maschinen und Bagger in mehreren Schritten Bauschutt, der dann als Sekundärbaustoff auf einem der Hügel landet. Der Krach ist ordentlich. Daher findet das Pressegespräch mit den Geschwistern Karin, Christian und Andreas Klarwein sowie Vater Karl Heinz, Bürgermeister Michael Sturm, Vize-Landrat Matthias Vilsmayer und Gemeinderat Rasso von Rebay dann doch im Firmengebäude statt. Sturm und Rebay pochen auf eine Gesetzesänderung zugunsten des Baustoffrecyclings und des Kiesabbaus. Warum, ist eine längere Geschichte.

Theoretisch laufen die Genehmigungen für die Firma Klarwein aus, 2023 müsste die Recyclinganlage an der Weßlinger Straße in Oberpfaffenhofen auf das zehn Hektar große Abbau-Areal der Firma bei Hochstadt umziehen. „Eine Verschwendung von wirtschaftlichen Ressourcen“, wie Andreas Klarwein es ausdrückt. Das Unternehmen würde lieber am jetzigen Standort tiefer in das Bauschuttrecycling-Geschäft einsteigen, „weil das auch in Zeiten des Klimawandels die Zukunft ist“. Damit sich die entsprechenden Investitionen lohnen, bedarf es langfristigerer Genehmigungen. Diese jedoch gibt die Gesetzeslage nicht her, das hat die Gemeinde Weßling bei der Ausarbeitung des Bebauungsplans mit dem Landratsamt festgestellt. Vieles beim Thema Bauschuttrecycling sei im Bebauungsplan nicht zu definieren. Beispielsweise sei ein Recycling ohne Kiesgrube gar nicht erlaubt. „Wir brauchen die gesetzlichen Rahmenbedingungen und wünschen uns, dass das Bauschuttrecycling einen höheren Stellenwert erhält“, sagt Sturm.

Dabei haben die Bundestagsabgeordneten in Berlin erst im Juni 2021 der Einführung einer Ersatzbaustoffverordnung zugestimmt. Für den Kiesabbau allerdings gibt es laut Rasso von Rebay keine neuen Regelungen. Er bleibt privilegiert und zeitlich beschränkt – und vom Recycling abgeschnitten. „Das heißt, wir machen immer neue Löcher auf und schütten Material rein, anstatt zu recyceln, was man recyceln kann“, sagt von Rebay, der sich des Themas im Gemeinderat angenommen hat.

500?000 Tonnen Material fahren die Subunternehmer der Firma Klarwein jährlich Hunderte Kilometer weit zum Verfüllen durch die Gegend, bis in den Norden Münchens. „Das könnte man alles recyceln, aber dafür müsste man investieren“, erklärt Andreas Klarwein. Das wiederum mache nur Sinn, wenn man am Standort bleiben könne. „Und dafür fehlt der Gesetzesrahmen.“ Also verkauft die Firma nur 30?000 bis 50?000 Tonnen an recycelten Bauschutt.

Insgesamt fallen allein in Bayern jährlich 49,6?Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle inklusive Bodenaushub an. Nur 22,3 Prozent werden recycelt. Mehr als zwei Drittel landen auf Deponien oder in Gruben. Rund 1,5?Millionen Sattelschlepperladungen transportieren diese Massen durch das Land. „Dabei sind das wertvolle Rohstoffe, die als Sekundärbaustoffe wieder in den Stoffkreislauf der Bauwirtschaft zurückgeführt werden könnten“, erklärt Christian Klarwein. Auch die Mitarbeiter der Firma unterstützten den ökologischen Gedanken: „Sie identifizieren sich damit und wollen das auch“, sagt Karin Klarwein.

Sturm möchte dem Bauschuttrecycling den Weg ebnen, und wenn es vorläufig nur vor der eigenen Haustür gelingt. „Wenn die Recyclinganlage umziehen müsste, wäre das verheerend.“ Am jetzigen Standort würden Lärm und Lkw-Verkehr niemanden stören. Landrat Vilsmayer hielt sich zu dem Thema allerdings mit Zusagen zurück: „Wir sind im Landratsamt an die Gesetzesvorlage gebunden und nur Aufführende“, sagte er. Der Gesetzgeber sei gefordert.

Sturm will aber nicht locker lassen. „Ich möchte das Thema öffentlich machen“, sagt er. „Wir sind hier in Weßling quasi von Kiesabbau-Vorrangflächen umgeben. Der Verkehr belastet die Bevölkerung und auch die Umwelt.“ Die Firma Klarwein stehe exemplarisch für die Branche „mit dem Wunsch, umweltschonender und damit effizienter arbeiten zu können“. Da sei vieles nicht geregelt. „Sicher ist nur, dass die Verfüllung von Wertstoffen und die weitere Ausbeute von Kiesgruben keine Lösung darstellen.“


Quellenangabe: Starnberger Merkur vom 02.09.2021, Seite 39

 

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